Impuls Dezember 2024

01. Januar 2025

Weihnachtswunder

In der Adventszeit 1986 spazierte in der Nähe von Mardorf ein Großvater mit seinem vierjährigen Enkel Daniel am Ufer des Steinhuder Meers entlang. Es war Dienstag, der 23. Dezember. Einen Tag vor dem Heiligabend. Es war frostig-kalt und eine leichte Schneedecke lag über der Landschaft.

Irgendwann ging Daniel auf das viel zu dünne Eis. Nach ein paar Metern brach der Junge durch das Eis und verschwand im eiskalten Wasser.

Mit dem abgesetzten Notruf kam nun eine Rettungskette in Gang. Der Hubschrauber der Polizei -Phönix 96- aus Hannover war zufällig in der Nähe und schwebte über der Einsatzstelle. Die Besatzung überlegte, wie sie die Rettung unterstützen könnte und machte sich von oben ein Bild. Die Einbruchstelle lag ungefähr zehn Meter vom Ufer entfernt und war schwer zugänglich. Von Daniel keine Spur. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst trafen am Einsatzort ein, schafften es aber nicht, an die Einbruchstelle heranzukommen.

Auch die Besatzung des eingetroffenen Rettungshubschraubers hatte keine Ahnung, wo sich das Kind befindet. Sollten alle Rettungsversuche vergeblich sein? Das schlimmste Weihnachten für die Beteiligten kündigte sich an.

Im Schwebeflug stand der Hubschrauber über dem Eis. Die Besatzung wusste, dass mit jeder Minute die Chancen auf Rettung für den Jungen schlechter wurden. Während die Crew noch diskutiert, was man machen könnte, wurde durch den Rotorabwind des tieffliegenden Hubschraubers der Schnee langsam vom Eis weggeweht. Rund zehn Meter von der Einbruchstelle entfernt sahen sie etwas Grünes unter der Eisdecke treiben. Das musste der Junge sein! Sie müssten das Eis aufbrechen, um an Daniel heranzukommen. Sofort lenkte der Pilot den Hubschrauber über diese Stelle. Der Bordwart und der Rettungssanitäter stiegen auf die Kufen. Der Bordwart versuchte, zuerst das Eis mit der Faust zu zerschlagen, dies misslang und endete mit einer blutigen Hand. Aber es war ihm egal. Sie wollten nicht aufgeben; nicht jetzt, wo sie so dicht am Jungen waren. Mit dem Schuh gelang es dann, das Eis aufzuschlagen und so konnten sie durch beherztes Zugreifen das leblose, unterkühlte Kind aus dem Eiswasser in den Hubschrauber ziehen. Die Tür wurde geschlossen und der Hubschrauber gewann im Schwebeflug wieder an Höhe. Die Feuerwehrleute, der Rettungsdienst und die Besatzung des Phönix 96 wurde Augenzeugen dieses dramatischen Rettungsversuchs. Doch damit war der Kampf um das Leben des Jungen noch lange nicht gewonnen. Der Notarzt und der Rettungssanitäter reanimierten das Kind während des gesamten Fluges ins Krankenhaus. Sekunden wurden zur Ewigkeit. In der Klinik wurde der junge Patient dann weiter reanimiert und langsam erwärmt. Erst rund zwei Stunden nach der Rettung fing Daniels Herz wieder an zu schlagen.

Als feststand, dass Daniel überleben wird, kam die Mutter auf die Hubschrauberstation und nahm die Retter von Daniel dankbar und weinend vor Glück in die Arme. „Das war mein bisher schönstes Weihnachtsgeschenk und ich glaube sagen zu können, dass es der gesamten Crew so ging“, erinnert sich der Rettungssanitäter.

Das Weihnachtswunder von 1986 rührte nicht nur die Menschen, die an der Rettung beteiligt waren, sondern auch den deutschen Liedermacher Reinhard Mey. In seinem Lied "Golf November" würdigt er den Einsatz dieser Rettungshubschraubercrew.

Wer das berühmte Lied mal gehört hat, musste sich vielleicht am Ende die Tränen aus dem Gesicht wischen. Damit gibt uns der Liedermacher einen kleinen Einblick in die Blaulicht-Welt und was Einsätze mit den Menschen machen können. Das Lied endet fast lapidar mit: „Besondere

Vorkommnisse? Keine!“ Einsatzkräfte haben manchmal eben keine Worte, um das auszudrücken, was sie gerade im tiefsten Herzen bewegt. Der wagemutige und engagierte Einsatz der Retter, der Ärzte, Schwestern und Pfleger im Krankenhaus war -Gott sei Dank- von Erfolg gekrönt: Daniel überlebte und konnte die Klinik einige Wochen später ohne bleibende Schäden verlassen.

Ich wünsche eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit

Marcus Christ

Pastor Marcus Christ
Knochenhauerstr.33
30159 Hannover
Tel.: 05111241507